„Nun doch nicht dement ?“ Diagnosedifferenzierung bei Demenz

Datum und Uhrzeit
Donnerstag, 7. September 2023
19:00 - 21:00 Uhr

Veranstaltungsort
Demenzpflege Riedlingen

Beschreibung

Die Diagnoseorientierung im Umgang mit Demenz stellt eine Herausforderung dar, da eine ganzheitlich sozial menschliche Prognose berücksichtigt werden muss. In vielen Fällen werden Diagnosen zu schnell, undifferenziert oder isoliert gestellt, ohne eine umfassende Betrachtung der individuellen Situation. Dies führt zu Fehlinterpretationen und Fehleinschätzungen, insbesondere bei Durchgangssyndromen oder demenzgleichen Symptomatiken, die durch andere Faktoren wie Nahrungs- und Vitaminmangel, Depression, Parkinson, Diabetes und andere reversible Ursachen verursacht werden können. Es ist wichtig, eine Differenzialdiagnose zu stellen, die über einen angemessenen Zeitraum unter Berücksichtigung verschiedener klinischer und sozialer Aspekte erfolgt. Erst wenn alle anderen Faktoren geprüft oder ausgeschlossen wurden, kann von einer Demenz die Rede sein. Es ist wichtig zu verstehen, dass Demenz nicht in starre Lehrbuchstufen eingeteilt werden kann, sondern in Bezug auf Art, Auswirkungen und Verlauf so individuell ist wie der Mensch selbst. Im Vordergrund muss immer der Mensch stehen, mit all seinen Hoffnungen, Lebensfreude, Träumen und Wünschen. Eine Diagnose allein kann Gewissheit bringen, aber was ändert sie wirklich? Oft begünstigt eine Diagnose das Wegsehen, die Ausgrenzung oder verstärkt die Hilflosigkeit der Angehörigen. Daher sollte eine Diagnose immer mit einer umfassenden Aufklärung über die Möglichkeiten trotz Demenz einhergehen und in der Beratung zukunftsorientiert sein. Es ist wichtig zu betonen, dass Demenz weder ansteckend noch tödlich ist. Sie ist einfach eine andere Form der Wahrnehmung.

Referent: Michael Wissussek